Gegenwärtig gelten in Deutschland zwei Normen, nämlich die nationale DIN 4102 (Ü-Zeichen)
und die europäische ETA 018 (CE-Kennzeichen). Die jeweils zugehörigen Produkte sind leicht an
der Kennung des erreichbaren Feuerwiderstands zu unterscheiden, nämlich F (F30, F60, F90) für
DIN-geprüfte bzw. R (Resistance R15, R30, R45 ...) für ETA-geprüfte Produkte.
Im Fahrzeugbau gilt die Einzelstückprüfung. Abweichungen vom Baumuster sind dort die Regel und als Modellpflege Ausdruck des technischen Fortschritts.
Im Flugzeugbau werden Funktionsparameter als Musterprüfung nachgewiesen. Die Einhaltung zertifizierter Parameter ist Gegenstand des Vier-Augen-Prinzips.
Die werksseitge Produktionskontrolle (WPK) bei Brandschutzbeschichtungen entspricht der Musterprüfung. Eine Fremdüberwachung gewährleistet das Vier-Augen-Prinzip .
Nach aktueller Gesetzeslage gelten für reaktive Brandschutzsysteme in Deutschland zwei Normen, nämlich die nationale DIN 4102 und die europäische ETAG 018. Beide beruhen auf der Musterprüfung.
Der Unterschied ist dennoch erheblich, eine Entscheidung für die eine oder die andere Norm folgenschwer.
Eine bestandene Brandprüfung nach DIN bedeutet, dass im Test an einem Muster der Feuerwiderstand als zugesicherte Eigenschaft nachgewiesen wurde. Ein Nichtbestehen bedeutet den Totalverlust der Prüfkosten.
Ganz anders angelegt ist die Brandprüfung nach ETA: Mit einem Musterset aus unterschiedlichen Stahlprofilen und unterschiedlichen Trockenschichtdicken entsteht über dem vorgesehenen Anwendungsbereich eine Kurvenschaar. Entsprechend aufwändig ist das Verfahren. Das Nichterreichen eines angestrebten Schutzziels führt nicht automatisch zum Versagen der Zulassung. Durch Schichtdickenänderung lässt sich das Kennlinienfelde im Sinne einer Interpolation verschieben.
Die Verwendung eines nach DIN geprüften Brandschutzsystems ist auf eine Bemessungstemperatur von 500 °C beschränkt. Der Anwendungbereich ist fix, kennt F30, F60 und F90 und endet bei U/A = 300 1/m. Üblich sind zulässige Schichtdickenabmiderungen in 6-8 Stufen
Ganz anders bei einer ETA-Prüfung: Aus der Methodik “Kurvenschaar” kennt diese R15, R30, R45 , ... , R105, R120 und sogar R150, zudem einen erweiterten Anwendungsbereich für Bemessungstemperaturen von 350 °C bis 750 °C in Schritten von 50 °C. Den Anwendungsbereich bestimmt der Antragsteller. Neben der Leistungsfähigkeit des Brandschutzsstems spielen Verkaufsstrategien eine Rolle. Es gibt keine festen Grenzen und ein U/A von 390 1/m als Obergrenze ist nicht ungewöhnlich. Zulässige Schichtdicken-Abminderungen werden mit einer Schrittweite von 50 µm angegeben. Alles in allem besteht das Dokument einer ETA-Zulassung aus 5-6 Seiten Text sowie 20 und mehr Seiten Tabellen im Anhang.
Anwendungsbereich endet bei U/A = 300 1/m
Bemessungstemperatur 500°C
Feuerwiderstandsdauer F30, F60, F90
Nutzungsdauer uneingeschränkt
Anwendungsbereich auch für U/A > 300 1/m
Bemessungstremperatur wählbar (350°C, 400°C, 450°C, 500°C, 550°C, 600°C, 650°C, 700°C, 750°C
Feuerwiderstandsdauer R15, R30, R45, R60, R75, R90, R105, R120, R150
Nutzungsdauer 10 Jahre
Nutzungsdauer nach DIN 4102
In der Alterungsprüfung und daraus abgeleitet in der zulässigen Nutzungsdauer liegt der wesentliche Unterschied zwischen nationaler und europäischer Norm.
Die Nutzungsdauer nach DIN ist uneingeschränkt. Das ergibt sich aus der Nachprüfung eingelagerter Rückstellmuster nach 2, 5 und 10 Jahren. Ein solches Element kennt die europäische Norm aber nicht. Entsprechend kläglich kommt an dieser Stelle die ETAG 018 daher:
Nutzungsdauer nach ETAG 018
Zur Nutzungsdauer verwenden die ETA-Zulassungen folgenden Text: “Die Bestimmungen in dieser ETA beruhen auf einer angenommenen Nutzungsdauer der Beschichtung von 10 Jahren ... Die Angaben über die vorgesehene Nutzungsdauer können nicht als Herstellergarantie ausgelegt werden, sondern sind lediglich Hilfsmittel zur Auswahl der richtigen Produkte angesichts der erwarteten, wirtschaftlichen Nutzungsdauer des Bauwerks.”